Projekt Industriestrasse

Vor dem Hintergrund bisheriger Wohnformen an der Industriestrasse setzen wir bei unserem Wohnungsangebot bewusst auf experimentelle Wohnräume wie Grosshaushalte und Hallenwohnungen mit pragmatischem Ausbaustandard, welche mit 2.5 bis 5.5 Zimmer Wohnungen ergänzt werden. Dabei setzen die vier Gebäude individuelle Schwerpunkte.

Zudem realisieren wir über die vier Bauten verteilt rund 700 m2 Gewerbe.

Gebäude 1: Käselager
Das ehemalige Käselager an der Industriestrasse 9 ist ein zentraler Ort für die Industriestrasse und die Genossenschaft.

Innenansicht Grosshaushalt 1. Obergeschoss

Geschichte
Das Gebäude wurde 1903 bis 1905 vom Käseexporteur F. Dillier-Wyss erbaut und ist eines der ältesten, erhaltenen Häuser im Industriegebiet Unterlachen. Im ersten Obergeschoss befanden sich seit jeher Wohnräume, die im Laufe der Zeit mehrmals umgebaut wurden. Dabei blieb der Grossteil der charakteristischen Bausubstanz erhalten. Heute lebt hier eine grosse Wohngemeinschaft. Bewohnende der Industriestrasse 9 initiierten die Initiative «Ja zu einer lebendigen Industriestrasse».

Zukunft
In Abstimmung mit der Denkmalpflege wird das Haus rücksichtsvoll renoviert und als authentischer Ort der Kulturproduktion und -vermittlung erhalten. Im Hochparterre befindet sich eine grosse Atelierfläche und eine 4 Zimmer Wohnung.

Im 1. Obergeschoss bleibt der Grosshaushalt in einer ähnlichen Form wie heute erhalten. Das Dachgeschoss wird im Zuge der Sanierung für Wohnzwecke ausgebaut. Geplant ist ebenfalls ein Grosshaushalt mit elf Zimmern plus Wohnraum.

Pläne Käselager
Baubeschrieb Käselager

Gebäude 2: Rossstall
Neben dem Käselager liegt der ehemalige Rossstall, der ebenfalls erhalten und saniert wird.

Aussensicht auf den Rossstall

Geschichte
1904 erstellte F. Dillier-Wyss einen Waschhaus-Anbau nordöstlich an das Käselager. Ein Jahr später folgte der Anbau des zweigeschossigen Rossstalls mit Wagenremise. Im Obergeschoss befanden sich damals mehrere Angestelltenzimmer und ein Heulager. Das Satteldach stammt aus dem Jahre 1928. Der Rossstall ist als Zweckbau mit historisierenden Zier- und Konstruktionselementen weitgehend im Originalzustand erhalten. Aktuell lebt eine Wohngemeinschaft im Obergeschoss. Das Erdgeschoss nutzt eine Kollektivbeiz.

Zukunft
Im Erdgeschoss befindet sich ein Gewerberaum, der eine vielfältige und genossenschaftliche Nutzung ermöglicht. Das erste Obergeschoss des Rossstalls wird nach dem Grundsatz „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“ saniert, um die historische Substanz zu bewahren.
Der Gewerberaum im Erdgeschoss wird zu einem Gemeinschaftsraum umgestaltet. Diese Entscheidung entstand aus einem partizipativen Prozess während den GWI Sessions. In diesen Sessions wurde deutlich, dass ein weiterer Gemeinschaftsraum von den Mitgliedern gewünscht wird. Der Raum im Erdgeschoss bietet sich aufgrund seiner Infrastruktur und zentralen Lage ideal für diese Nutzung an. Das Bedürfnis nach einem zusätzlichen Gemeinschaftsraum wurde an der Generalversammlung von den Mitgliedern bestätigt und fliesst nun in die künftige Planung ein.
Sobald der Gemeinschaftsraum bezugsfertig ist, liegt es an den künftigen Nutzenden, ihm Leben einzuhauchen. Die Bewohnenden sind eingeladen, diesen Raum aktiv mitzugestalten und ihn zu einem lebendigen Zentrum der Gemeinschaft zu machen.

Pläne Rossstall
Baubeschrieb Rossstall

Gebäude 3: Turmhaus
Neben dem Rossstall entsteht der Neubau „Turmhaus“ mit vier übereinander liegenden Hallen.

Innenansicht Hallenwohnung im Selbstausbau

Der neben dem Rossstall entstehende Neubau, das «Turmhaus», besteht aus vier übereinander liegenden Hallen zum teilweisen Selbstausbau. Die Module mit einer Grundfläche von 83 m2 und einer Raumhöhe von knapp 5 Metern ermöglichen es den Bewohnenden, ihre individuellen Wohnvorstellungen zu realisieren. Festgelegt sind lediglich die Nasszellenbox mit Toilette und Dusche sowie die direkt angrenzende Küchenzeile, die bereits ausgebaut vermietet werden. Aufgrund der grosszügigen Raumhöhe besteht die Möglichkeit, einen zusätzlichen Boden oder eine Galerie einzuziehen, wodurch sich die Wohnfläche auf ca. 125 bis 164 m2 vergrössert.

Pläne Turmhaus
Baubeschrieb Turmhaus

Gebäude 4: Windmühle

An der Industriestrasse entsteht ein weiterer Neubau mit viel Raum der Begegnung.

Im Erdgeschoss entstehen grosszügige Gewerbeeinheiten mit überdurchschnittlicher Raumhöhe, die vielseitig nutzbar sind und sich auch als Werkstätten eignen. Die Wohnungen in den oberen Geschossen sind effizient gestaltet und bieten eine hohe Wohnqualität.

Das Treppenhaus führt zu einer zentralen Vorzone im Herzen des Hauses, in der gemeinsame Garderoben untergebracht sind. Von dieser Vorzone aus erreicht man die 2.5 bis 5.5 Zimmer Wohnungen. Jede Wohnung hat Zugang zu einem umlaufenden Balkon, der eine nahtlose Verbindung zwischen Innen- und Aussenbereich schafft.

Ein besonderes Highlight des Gebäudes ist die gemeinschaftliche Terrasse auf dem Dach. Diese Terrasse ist mit einer Küche ausgestattet und bietet den Bewohnenden einen zusätzlichen Raum zur Begegnung und Erholung.

Pläne Windmühle
Baubeschrieb Windmühle

Aussenraum
Verbindendes Element zwischen allen Bauten des Projekts Industriestrasse ist der gemeinsame Aussenraum.
Auch in Zukunft entstehen zwischen den Gebäuden Aussenräume, die von den Bewohnenden und dem umliegenden Gewerbe mitgenutzt und mitgestaltet werden können. Die Aussenräume sind so angeordnet, dass sie den künftigen Bewohnenden Privatsphäre als auch Möglichkeit zur Begegnung bieten.
Bestehende, charakteristische Elemente wie der Unterstand werden erhalten und in die Neugestaltung integriert. Den künftigen Bewohnenden stehen verschiedene Plätze und Zwischenräume zur Verfügung. Nebst dem Eisen-, Ross- und Porzellanplatz entsteht auch ein Spielplatz als verbindender Aussenraum zweier städtischer Kindergärten.
Gemeinsame Terrassen mit Aussenküchen und verbindende Brücken fördern die Nachbarschaft und schaffen Orte für gemeinschaftliches Leben und Austausch.

Plan Aussenraum

Vorgehen und Zeitplan Arealentwicklung

Phase 1A: Dialogphase

In dieser Phase entstand basierend auf dem Wettbewerbsergebnis ein «Regelwerk Städtebau I Aussenraum». Das Siegerteam im Bereich Städtebau erarbeitete dieses zusammen mit den fünf Kooperationsgenossenschaften und den Architektenteams. In diesem Zusammenhang wurden die Aussenraumgestaltung, der Gemeinschaftsraum der Kooperation und die über das Areal verteilten Erdgeschossnutzungen konkretisiert.

Phase 1B: Vorprojekt GWI

Die GWI trieb parallel zur beschriebenen «Dialogphase» mit den Architektenteams Rolf Mühlethaler Architekten und toblergmür Architekten die Vertiefung der Wettbewerbsergebnisse für unsere Baufelder voran. Bis im Winter 2021 lagen basierend auf dem von uns erarbeiteten Raumprogramm die Grundrisse für Neu- und Bestandsbauten vor.

Phase 2A: Gestaltungsplan

Basierend auf den Vorprojekten und dem «Regelwerk Städtebau I Aussenraum» wurde ein Gestaltungsplan erarbeitet. Zeitlich war die Erarbeitung auf die Teilrevision der Bau- und Zonenordnung der Stadt Luzern abgestimmt, wovon die Bebauung an der Industriestrasse ein Teil ist.

Phase 2B: Bauprojekt GWI

Parallel zur Ausarbeitung des Gestaltungsplans arbeitete die GWI mit den Architekten- und Planungsteams am Bauprojekt und konkretisierte ihre Gebäude bezüglich Konstruktion, Materialität und Kosten. Im Frühling 2023 erfolgt die Baueingabe, zeitgleich mit der Eingabe des Gestaltungsplans. Die Baubewilligung wurde im Herbst 2023 erteilt.

Phase 3: Rückbau, Sanierung und Neubau

Seit Herbst 2023 wird auf dem Areal gebaut. Die Arbeiten verlaufen (Stand November 2024) plangemäss. Die Häuser 1-3 werden voraussichtlich im Januar 2026 bezugsbereit. Das Gebäude 4 im Juli 2026. Wenn du dir einen Eindruck über den Stand der Bauarbeiten machen möchtest, kannst du dies hier über die Baustellenkamera tun: Baustellenkamera Industriestrasse

Illustrationen: Jana Siegmund